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Persönliche Betreuung ist genauso wichtig wie die Rendite
INTERVIEW
DAS INVESTMENT, 03.08.2020
Kundenbedürfnisse, Fondsinnovationen und die Bequemlichkeit der Anleger: Selina Piening, Wholesale-Vertriebsleiterin für Deutschland und Österreich bei der ODDO BHF Asset Management GmbH und „Chefin der Zukunft“, im Gespräch mit DAS INVESTMENT.
DAS INVESTMENT: Frau Piening, was wünschen sich Anleger heute von einem Asset Manager?
Selina Piening: Sowohl in der Asset Management- als auch in der Privatbank-Sparte von Oddo BHF haben wir zu genau diesem Thema jüngst eine großangelegte Umfrage durchgeführt. Für unsere Kunden ist demnach die Beziehung zu den Beratern ebenso wichtig wie die Performance des Portfolios. Das gilt nicht nur für Privatanleger, sondern auch für Großkunden. Dass die persönliche Betreuung und der Service in einem Umfeld, in dem es eigentlich vordergründig um die Rendite geht, eine so entscheidende Rolle spielen, hat uns positiv überrascht.
Wie kommt die ODDO BHF Asset Management GmbH den Bedürfnissen der Anleger nach persönlicher Ansprache nach?
Piening: In Deutschland und Österreich werden die Kunden, aufgeteilt nach Regionen, von lokalen Ansprechpartnern betreut. Dazu gehört auch, dass die Berater (Betreuer) oft vor Ort sind – eine Ausnahme machen wir nur in Corona-Zeiten. Aber gerade in dieser Situation ist unsere große Vertriebseinheit ein Vorteil. So können wir sowohl freie Vermittler als auch Regional- und Großbanken sowie Dachfonds optimal betreuen. Wir haben auf dem deutschen Markt verschiedene Kunden mit ganz unterschiedlichen Ansprüchen. Denen können wir nur gerecht werden, wenn wir diese persönliche Betreuung bieten. Der Markt in Deutschland ist mit mehr als 250 Anbietern stark umkämpft. Mit unserer starken Präsenz heben wir uns von anderen ab. Unser Team soll aber noch weiter wachsen.
Es wird immer schwieriger, Fachkräfte zu halten und Talente anzuziehen. Wie reagieren Sie auf diese Entwicklung?
Piening: Wir wollen vor allem auch jungen Leuten Lust auf die Finanzbranche machen und Nachwuchs gewinnen. Konzernweit haben wir im vergangenen Jahr eine Initiative ins Leben gerufen, junge Talente einstellen. Über alle Abteilungen hinweg haben wir zudem ein Graduate Programm aufgelegt. Absolventen durchlaufen in diesem Trainee-Programm in eineinhalb Jahren verschiedene Bereiche. So können sie herausfinden, was ihnen liegt und wo sie später einsteigen möchten.
Anleger fühlen sich dem Nachhaltigkeitsgedanken zunehmend stärker verpflichtet. Die ODDO BHF Asset Management GmbH deckt dieses Thema mit dem Fonds ODDO BHF Sustainable Leaders ab. Welche Strategie verfolgen Sie mit dem Fonds?
Piening: Seit Jahren legt ODDO BHF Asset Management großen Wert darauf, den Fokus auf ESG auf Gruppenebene kontinuierlich zu erhöhen. Ein Teil unserer Aktivitäten besteht darin, ESG in eine zunehmende Anzahl unserer Fonds und Vermögenswerte zu integrieren. Zum Stichtag 31.12.2019 sind bereits mehr als 13,7 Mrd. aus unserem verwalteten Vermögen nach ESG-Kriterien investiert. Als Unterzeichner der PRI-Prinzipien seit 2010 sind wir bestrebt, ESG zu einem integralen Bestandteil unserer DNA als innovative Vermögensverwalter zu machen. Eine unserer Initiativen in diesem Sinne ist der ODDO BHF Sustainable Leaders Fund. Dem Fonds liegt ein quantitatives Modell zugrunde, bei dem es sich im Wesentlichen um einen Momentum-Ansatz handelt: Wir setzen also auf renditestarke Aktien. Das Anlageuniversum aus nachhaltigen Aktien, auf das wir zugreifen, besteht aus 400 Unternehmen. Wichtig ist dem Fondsmanagement auch eine geringe Volatilität. Unsere sorgfältige Auswahl der Fondskomponenten zahlt sich aus: Der Fonds ODDO BHF Sustainable Leaders trägt das FNG-Siegel. FNG steht für Forum Nachhaltige Geldanlagen, eine Initiative, die vor fünf Jahren ins Leben gerufen wurde. Damit ist es für uns aber nicht getan. Wir stellen schrittweise alle unsere Anleihe- und Aktienprodukte auf einen nachhaltigen Ansatz um.
Nachhaltige Fonds arbeiten oft mit Ausschlusskriterien. Welche Werte schaffen es bei Ihnen nicht ins Portfolio?
Piening: In unserem Fonds ODDO BHF Sustainable Leaders sind Unternehmen aus Kohlebergbau, Gentechnologie, Kernenergie, Schieferöl und Erdöl nicht zu finden. Ausgeschlossen sind auch Investitionen in Glücksspiel, Tabak, Alkohol, Pornografie sowie Waffen. Unsere Ausschlusskriterien sind besonders streng – hier unterscheiden wir uns von vielen Marktteilnehmern.
Gibt es einzelne Branchen, die Anleger noch nicht unbedingt auf dem Radar haben, die aber bereits bei der Nachhaltigkeit sehr weit vorn sind?
Piening: Anleger nehmen Unternehmen häufig nicht wahr, sofern es sich nicht um große Marken aus ihrem Alltag handelt. Gerade in der zweiten Reihe findet man jedoch viele spannende Titel, die nachhaltig wirtschaften. Ein Beispiel ist ein Hersteller für Hörgeräte. Die Branche hat ein großes Innovationspotenzial. Hörgeräte werden immer kleiner, komfortabler und nutzen Cloud-Lösungen: Der Kundenkontakt zum Hörgeräteakustiker ist damit jederzeit gewährleistet; über die Cloud kann er auf das Gerät zugreifen. Besuche vor Ort sind nicht mehr notwendig.
Noch zwei weitere Beispiele: Ein Lebensmittelhersteller gehört ebenfalls zu den Vorreitern, indem er nachhaltige Landwirtschaft fördert und sich für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen einsetzt. Auch der Bildungssektor ist interessant. Hier bietet ein Konzern Informationstools für Kunden in fast allen 200 Ländern der Welt zu Wissenschaft, Technik, Medizin und Risikoanalyse an und leistet damit einen wichtigen Beitrag für Bildung und Chancengerechtigkeit.
IT und Digitalisierung sind weitere Zukunftsfelder. Worauf achten Sie hier bei Ihren Investments?
Piening: Wir haben einen Fonds zum Thema Artificial Intelligence aufgelegt, der selber von Algorithmen auf der Grundlage künstlicher Intelligenz gemanagt wird. Das Tool analysiert das Fondsuniversum mithilfe von Nachrichten, Zahlen und Fakten und stellt eine Liste von in etwa 300 Aktien zusammen. Unsere Fondsmanager reduzieren anschließend diese Vorauswahl auf durchschnittlich 60.
Wir investieren dabei nicht nur in Unternehmen, die selbst mit Digitalisierung, Automatisierung, künstlicher Intelligenz und Robotik zu tun haben, sondern auch in Firmen, die direkt davon profitieren. Der Fonds ist kein reiner Technologiefonds, nur ein Teil steckt in entsprechenden Aktien. Investiert wird in Unternehmen aller Branchen, die solche Technologien einsetzen. Mit intelligenten Tools arbeiten Firmen effizienter und sparen mitunter viel Geld – das macht sie interessant für Anleger.
Tech-Aktien profitieren nicht zuletzt davon, dass die Märkte derzeit eine v-förmige Erholung nach der Covid-19-Pandemie einpreisen. Doch warum sollten Anleger dennoch auf Sicherheit setzen und Multi-Asset-Strategien den Vorzug geben?
Piening: Die Menschen beschäftigen sich leider zu wenig mit ihrer Geldanlage. Viele Anleger sind sehr bequem. Je einfacher professionell gemanagte Produkte sind, umso besser. Multi-Asset-Fonds ermöglichen eine gute Vermögensverwaltung für Jeden und können dazu günstiger sein als zum Beispiel Dachfonds. Bei uns können die Kunden, je nach Affinität, aus vier verschiedenen Risikoprofilen wählen. Bei der Qualität machen wir keine Kompromisse: Unsere vier Polaris-Fonds, die alle von Morningstar mit fünf Sternen ausgezeichnet worden sind, werden nach Ansätzen gemanagt, wie wir sie auch für unsere vermögenden Privatkunden verfolgen.
Frau Piening, die „WirtschaftsWoche“ hat Sie in einem Porträt als „Chefin der Zukunft“ vorgestellt. Wo wollen Sie als Vertriebsleiterin für Deutschland und Österreich bei Oddo BHF Asset Management besondere Akzente setzen?
Piening: Mit meinem Team möchte ich die Kunden positiv überraschen. Sie müssen immer das Gefühl haben, dass ihr Anliegen oberste Priorität hat. Ein solcher Service lässt sich am besten mit Kollegen umsetzen, die sich auch selbst wertgeschätzt fühlen. Ich bin meinen Mitarbeiter*Innen dankbar für ihre Arbeit – und genau das möchte ich ihnen auch vermitteln. Sind die Mitarbeiter*Innen zufrieden, strahlen sie das auch den Kunden gegenüber aus.