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Zinsen: higher for longer?

Marktanalyse 14.11.2022

BLICK AUD DIE FINANZMÄRKTE

14.11.2022

 

Prof. Dr. Jan Viebig CIO ODDO BHF SE

 

 

Am 2. November 2022 kündigte die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) die vierte Zinserhöhung in Folge um 0,75% auf eine Spanne von 3,75%-4,00% an. Leitzinserhöhungen von insgesamt +3,75% in diesem Jahr markieren den aggressivsten Zinserhöhungszyklus seit mehr als vier Jahrzehnten. Ziel ist es, die hartnäckig hohe Verbraucherpreisinflation von aktuell 7,7% wieder dem mittelfristigen Ziel von 2% anzunähern. Auf der Pressekonferenz machte der Vorsitzende der Fed, Jerome Powell, deutlich, dass die Zinsen weiter steigen werden, wenngleich etwas langsamer als zuletzt. Die Märkte erwarten einen Anstieg des Leitzinses auf ~5% bis Mitte nächsten Jahres.

 

Die große Frage ist, wie lange die Leitzinsen auf diesen Niveaus verbleiben werden. Zwei Faktoren begünstigen dauerhaft höhere Leitzinsen. Erstens: Der Arbeitsmarkt zeigt sich robust. Die Zahl der offenen Stellen ist fast doppelt so hoch wie die Zahl der Arbeitslosen. Zudem ist die Arbeitslosenquote mit 3,7% sehr niedrig. Das Lohnwachstum von 4,7% über ein Jahr ist trotz leichter Rückgänge weiterhin hoch. Zweitens notiert die Kerninflation ("Headline-Inflation" ohne Energie- und Lebensmittelpreise) mit 6,3% auf einem Niveau, das es seit den 1980er Jahren nicht mehr gegeben hat. Der Preisauftrieb verbreitert sich. Herauszuheben ist hier die Mietkomponente, die im Jahresvergleich um 7% anstieg. Niedrige Leerstandsquoten bei Mietwohnungen (5,6%) und die Schwierigkeiten, angesichts der hohen Preise eine Immobilie zu erwerben, könnten die Preisdynamik im Jahr 2023 verstärken. Die Inflation könnte sich auch nächstes Jahr hartnäckig über dem Ziel der Fed halten.

 

Ein taubenhafter "Fed Pivot" ist daher auf absehbare Zeit unwahrscheinlich. Nichtsdestotrotz wird sich das Tempo und Ausmaß der weltweiten Zinserhöhungen wohl verringern. Im Jahr 2022 erhöhten die Zentralbanken der Industrieländer  ihre Leitzinsen bereits stark. Grafik 1 zeigt beispielsweise, dass die Zentralbanken der dargestellten neun Industrieländer die Zinsen im dritten Quartal 2022 kumuliert um 10,75% anhoben. Künftig werden die Zinsen wohl langsamer erhöht, wie ein Blick auf die folgenden Quartale zeigt.

 

Quelle: Bloomberg, von 01/2022 bis 09/2023. Erwartete Zinserhöhungen am 08.11.2022 mit OIS (Eurozone, Kanada, Japan, Großbritannien), Futures (USA, Australien) und Forward Swap in Lokalwährungen (Schweden, Schweiz, Norwegen).

 

 

Wir stellen jedoch fest, dass die geldpolitische Ausrichtung der Zentralbanken in den dargestellten Industrieländern breiter gestreut ist, als die kumulierten Zahlen auf den ersten Blick suggerieren. So lassen sich drei Gruppen von Zentralbanken voneinander unterscheiden:

Die erste Gruppe (USA, Euroraum) plant, die Zinsen weiter zu erhöhen. Die EZB, die in die Fußstapfen der Fed tritt, erhöhte den Leitzins im Oktober zum zweiten Mal in Folge um 0,75%. Obwohl beide Zentralbanken das Tempo ihrer Zinserhöhungen bereits bei ihrer nächsten Sitzung drosseln könnten, sind sie entschlossen, ihre Straffung fortzusetzen. Fed und EZB fokussieren sich derzeit allein auf die Preisstabilität und nehmen dabei das Risiko in Kauf, eine Rezession auszulösen, um ihre Glaubwürdigkeit zu wahren.

Die zweite Gruppe (Kanada, Norwegen, Australien) hat bereits damit begonnen, das Tempo der Zinserhöhungen zu drosseln. Die Bank of Canada erhöhte die Zinsen im November nur noch um 0,5%, nicht mehr um 0,75%. Der Preisanstieg für Neubauten hat sich halbiert und die Inflationsprognose für 2023 wurde von 4,6% auf 4,1% gesenkt. Der Großteil der Zinserhöhungen läge laut Zentralbankgouverneur Tiff Macklem bereits in der Vergangenheit. In Norwegen wurde die Zinserhöhung am 4. November von 0,5% auf 0,25% reduziert, da die Preise für Fracht und Energie zuvor gesunken waren. Ähnliche Entwicklungen sind in Australien zu beobachten. Dort erhöhte die Reserve Bank of Australia den Leitzins im Oktober und November nur noch um 0,25%. Zuvor waren es noch 0,5%.

Die dritte Gruppe (Bank of England) ließ durchblicken, dass die Märkte die Terminalrate zu hoch ansetzen würden. Am 3. November führte die Bank of England die größte Leitzinserhöhung seit drei Jahrzehnten durch (+0,75% auf 3%), um auf die Inflation von 10,1% zu reagieren. Gleichzeitig erklärte Gouverneur Andrew Bailey, dass es möglicherweise nicht notwendig sei, den Leitzins auf das derzeit von den Finanzmärkten erwartete Niveau (4,75%) anzuheben, weil Großbritannien am Anfang einer längeren Rezession stehen könnte.

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