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Angebotsschock an den Märkten?

Marktanalyse 14.03.2022

Marktansichten

14.03.2022

Die Corona-Krise ist noch nicht ganz überwunden, da droht der Weltwirtschaft bereits eine neue Krise: Der Angriff Russlands auf die Ukraine und die Wirtschaftssanktionen vor allem der westlichen Länder gegen Russland haben aufgrund von tatsächlichen und befürchteten Lieferbeschränkungen zahlreiche Rohstoffpreise in die Höhe schnellen lassen. Aufgrund der Bedeutung Russlands als Exporteur von Rohstoffen steigen die Preise von Erdgas und Erdöl aber auch von anderen Rohstoffen wie Palladium, Roheisen und Weizen.

Im Unterschied zur Corona-Krise, als die Lockdown-Maßnahmen vor allem zu einem Rückgang der volkswirtschaftlichen Nachfrage führten, handelt es sich bei der aktuellen Entwicklung um einen Angebotsschock infolge steigender Rohstoffpreise. Die Unterscheidung zwischen Angebots- und Nachfrageschocks ist aus ökonomischer Sicht bedeutsam. Ein Nachfrageschock führt dazu, dass das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts und die Preise fallen. Ein Angebotsschock hingegen bedeutet, dass das Wachstum zurückgeht, aber anders als bei einem Nachfrageschock die Preise steigen und nicht fallen.

Einem Nachfrageschock kann die Politik entgegenwirken, in dem die Zentralbanken die Zinsen senken oder die Parlamente fiskalpolitische Maßnahmen beschließen, um die Nachfrage zu stimulieren. Bei einem Angebotsschock besteht insbesondere für die Zentralbanken ein Zielkonflikt. Erhöht die Zentralbank die Zinsen, um die Inflation zu bekämpfen, dann würgt sie möglicherweise das Wachstum ab. Senkt sie die Zinsen, um die Wirtschaft zu stimulieren, dann leistet sie weiterer Inflation Vorschub.

Bereits am 14.2.2022 – zehn Tage vor Ausbruch des Ukraine Konflikts – hat das Global Investment Committee der Oddo BHF Bank beschlossen, die Aktienquoten zu senken und auf „leicht untergewichten“ zu gehen. Falls sich die Ukraine und Russland auf einen Frieden einigen könnten, dann würde die Risikoprämie an den Märkten deutlich zurückgehen und die Aktienkurse würden steigen. Dauert der Krieg länger, dann könnte der Angebotsschock zu einer Stagflation führen. Da die Situation weiter unsicher ist, bleiben wir weiter vorsichtig positioniert und bereiten uns darauf vor, bei neuen Daten in beide Richtungen reagieren zu können.

Wirkungszusammenhänge: Wie wirkt sich ein Angebotsschock auf die Wirtschaft aus?

Viele Marktteilnehmer befürchten, dass der Anstieg der Rohstoffpreise zu einem Angebotsschock führen könnte. Die Wirkungszusammenhänge eines Angebotsschocks können wie folgt beschrieben werden:

1. Anstieg der Inflation: Der Konflikt in der Ukraine führt derzeit dazu, dass die Rohstoffpreise und die Inflation steigen. Unsicher ist, wie lange dieser Effekt andauern wird. Bei einem Friedensschluss, auf den wir alle hoffen, könnten die Rohstoffpreise wieder deutlich sinken.

2. „Ölsteuer“: Ökonomen sprechen oftmals von einer „Ölsteuer“, da der Anstieg der Rohstoffpreise Konsumenten Geld für den Kauf anderer Güter entzieht. Wer mehr Geld etwa bei der Betankung seines Autos ausgibt, kann weniger andere Güter kaufen.

3. Monetäre Effekte: Eine stark steigende Inflation zwingt die Zentralbanken dazu, die Zinsen zu erhöhen. Wir erwarten derzeit mindestens vier Zinserhöhungen in den USA. Die EZB hat diese Woche signalisiert, dass eine erste Zinserhöhung bereits im Jahr 2022 möglich ist.

4. Vermögenseffekt: Höhere Zinsen bedeuten, dass zukünftige Gewinne und Cashflows mit einem höheren Diskontfaktor abzuzinsen sind. Das belastet primär hoch bewertete Wachstumsaktien und langlaufende Anleihen. Deshalb achten wir auf eine kurze Duration bei Anleihen und achten auf Qualität zu einem angemessenen Preis bei Aktien.

5. Unsicherheitseffekt und Zweitrundeneffekte: Führt ein Angebotsschock zu einer Stagflation, also zu steigender Inflation und einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts, dann steigt die Unsicherheit und es besteht die Gefahr einer Lohn-Preis Spirale.

 

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