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« Resilienz »: Die Fähigkeit eines Ökosystems, sich von einer externen Störung zu erholen

Marktanalyse 21.04.2020

MARKET FLASH  

21. April  2020

„Resilienz“: Die Fähigkeit eines Ökosystems, sich von einer externen Störung zu erholen1

Die durch Covid-19 verursachte globalen Gesundheitskrise konfrontiert Unternehmen mit einer noch nie dagewesenen und außergewöhnlichen Situation. Erstmals sind alle Stakeholder aus Wirtschaft und Gesellschaft gleichzeitig betroffen: Arbeitnehmer, Verbraucher, Zulieferer, Aktionäre und ihre jeweiligen Beziehungen zu Regierung und Behörden.

Auch wenn der Höhepunkt der Pandemie noch nicht erreicht wurde, widmen sich die Diskussionen bereits jetzt der „Welt danach“. Dahinter steht vermutlich die verspätete und zwangsläufige Erkenntnis der Notwendigkeit, wieder zu einem konsistenten Ansatz für langfristige Überlegungen und Entscheidungen zu finden.

Wir haben nicht bis jetzt darauf gewartet, uns hierüber Gedanken zu machen. Als langfristig orientierter Investor haben wir ökologische, soziale und Governance-Aspekte (auch ESG abgekürzt2) – im Rahmen der Fundamentalanalyse von Unternehmen – bereits seit mehreren Jahren fest in den meisten unserer Anlagestrategien verankert. Leitgedanke ist dabei die Idee, dass ein Unternehmen in erster Linie eine aus Menschen bestehende Organisation ist. Daher basiert unser Ansatz auf zwei Säulen: Humankapital und Corporate Governance. Diese zwei Faktoren stehen im Zentrum unseres internen ESG-Analysemodells.

So analysieren wir Unternehmen sowohl quantitativ als auch qualitativ anhand von Kriterien wie der Führungsqualität des CEO, der kognitiven Diversität der Geschäftsführung, dem Grad der organisatorischen Komplexität, der Innovationsfähigkeit der Teams sowie der Qualität des sozialen Umgangs und der Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter. Wir sehen im Wert des Faktors „Humankapital“ einen wirkungsvollen Treiber für die Entwicklung eines Unternehmens und für dessen mittel- und langfristiges Wertschöpfungspotenzial.

In ähnlicher Weise hat sich eine strukturierte und konsequente Analyse von Corporate-Governance- Aspekten wie der Funktionsfähigkeit von Kontrollgremien, der Unabhängigkeit und Vielfalt der Geschäftsführung, der Richtlinien zur Vergütung von Führungskräften, der Zusammensetzung von Ausschüssen, der Verantwortung als Steuerzahler und des Maßes an Transparenz, als wichtiges Instrument zur Minimierung von Risiken erwiesen, insbesondere wenn man Minderheitsaktionär ist.

Zur Überprüfung dieser Hypothese haben wir unter den 600 von uns analysierten Unternehmen3 den Korb der am besten bewerteten Unternehmen nach diesen zwei Faktoren beleuchtet: Das Ergebnis ist eine Outperformance von 35% über 3 Jahre bzw. von 50% über 5 Jahre mit einer durchschnittlichen Volatilität, die um rund 7 Punkte niedriger liegt als im Korb der Unternehmen mit dem jeweils schlechtesten Rating.

Auch wenn sich über die gewählten Zeithorizonte und Referenzindizes diskutieren ließe, ist doch festzustellen, dass der Korb mit den am besten gerateten Unternehmen sich während des kräftigen Markteinbruchs zwischen dem 19. Februar und dem 18. März 2020 deutlich besser behauptet hat. Bei der anschließenden Erholung konnten beide Körbe gleich viel zulegen.

Die zwei vorgenannten Faktoren – Humankapital und Corporate Governance – haben sich somit als relevante und maßgebliche Filter bei der Suche nach einer nachhaltigen, für alle Stakeholder ausgewogenen Wertschöpfung erwiesen.

In einem Umfeld mit schwachem weltweiten Wachstum, einer wahrscheinlichen Zunahme von Unternehmensinsolvenzen und insgesamt beschleunigten Transformationsprozessen auf sozialer und ökologischer Ebene ist die Berücksichtigung von ESG-Kriterien in der Portfolioverwaltung heute relevanter denn je. Die Qualität des operativen Managements eines Unternehmens (Humankapital) und der Kontrollgremien (Corporate Governance) ist und bleibt nach unserer Analyse eines der Schlüsselelemente, um gemeinsam Wert zu schöpfen und für Anleger langfristig Performance zu erzielen. Es sind mehr denn je diese Faktoren, die ein Unternehmen „resilient“ machen.

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Nicolas Jacob 
Leiter ESG Research
ODDO BHF Asset Management SAS

1Quelle : Larousse

2ESG = Environment, Social, Governance

3Vorwiegend aus europäischen Aktien mittlerer und größerer Kapitalisierung bestehendes Universum 

Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für künftige Erträge und unterliegt im Zeitverlauf Schwankungen.

Quelle: ODDO BHF AM, Factset, Angaben mit Stand von 13.04.2020

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