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Eine fragile Stabilisierung

Marktanalyse 08.04.2020


MONTHLY INVESTMENT BRIEF

APRIL 2020 

 

Laurent Denize

Laurent Denize,
GLOBAL CO-CIO &
GLOBAL HEAD OF FIXED INCOME


Es geht jetzt vor allem um Flexibilität, damit Anleger ihr Portfolio an die weitere Entwicklung – und die Schlussfolgerungen, die sie daraus ziehen – anpassen können

Jedwede Prognose zu Wirtschaft und Märkten erscheint unter den derzeitigen Umständen aussichtslos, schließlich ist auch der weitere Verlauf der Pandemie kaum vorhersehbar. Seien wir ehrlich: Was die kommende Zeit bringen wird, das weiß im Augenblick niemand. Kurzfristig könnten nur ein Impfstoff oder aber eine wirksame Behandlung die Pandemie aufhalten, und nur dann ließen sich auch die Kosten dieser Krise beziffern. Solange die Ausbreitung nicht eingedämmt ist, werden sich die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umwälzungen fortsetzen. Wir werden daher nicht über die Tiefe der Rezession spekulieren oder Prognosen über Arbeitslosenzahlen und Gewinneinbrüche von Unternehmen anstellen. Noch immer können selbst die besten Epidemiologen der Welt die Wirkung des „Lockdown“ nicht abschätzen, geschweige denn Szenarien für eine Lockerung der Maßnahmen entwerfen. Vorhersagen über mögliche Konsequenzen haben daher wenig Wert und wenig Sinn.

Was sollten Anleger unter diesen Umständen tun?

  • Wir können inzwischen das Risiko nicht mehr ausschließen, dass die Pandemie länger anhält und sich womöglich noch verschärft. Ein solches Szenario, das zum Glück nicht mehr das wahrscheinlichste ist, hätte eine wirtschaftliche Depression zur Folge, die alle Märkte erfassen würde. Sollte sich die Pandemie in diese Richtung entwickeln, käme es vor allem auf Liquidität an. Anleger müssten also ihre riskantesten Positionen möglichst schnell verkaufen können. In diesem unsicheren Marktumfeld muss man seine eigenen Analysen ständig infrage stellen und auch die Notwendigkeit einer Kehrtwende in Betracht ziehen. Das ist das erste Stadium der Analyse, in dem es nur ums Überleben geht. Anleger sollten nicht ihr gesamtes Kapital oder Risikobudget einsetzen, damit sie bei Bedarf auch wieder investieren können.
  • Nach aktuellem Wissenstand gilt ein Ende der Pandemie in diesem Sommer und eine langsame (da komplexe) Lockerung der Eindämmungsmaßnahmen als das wahrscheinlichste Szenario. Besonders deutlich wären die Auswirkungen auf Wirtschaft und Unternehmen folglich in den Ländern zu spüren, die von der Pandemie am stärksten betroffen waren. Die schnellen und umfangreichen Zusagen der Regierungen und Zentralbanken sollen eine Rezession lediglich verkürzen und eine Depression verhindern. 
  • Auch können wir nicht ausschließen, dass eine Therapie, ein Impfstoff oder eine andere Veränderung (Hitze usw.) die Pandemie stoppt und eine Rückkehr zur Normalität möglich macht. Ein solches Szenario ist ebenfalls nicht sehr wahrscheinlich, hätte jedoch einen Bumerang-Effekt an den Märkten für Risikoaktiva zur Folge, der durch Zentralbankliquidität und Konjunkturpakete zusätzlich verstärkt wird. Auch hier geht es um Liquidität, mit der Anleger schnell neue Positionen aufbauen können.

 

Einfach ausgedrückt, geht es jetzt vor allem um Flexibilität, damit Anleger ihr Portfolio an die weitere Entwicklung – und die Schlussfolgerungen, die sie daraus ziehen – anpassen können. Schließlich folgen die Märkte nicht allein der Logik rationaler Analyse und ihrer Korrelation mit Makro- und Mikroökonomie, sondern auch menschlichen oder psychologischen Faktoren. So könnte der Markt irgendwann einfach „entscheiden“, dass das Schlimmste vorbei ist, und die Liquidität der Zentralbanken investieren.

Zum Schluss möchte ich noch auf eine Analyse von FactSet verweisen, nach der der MSCI in den letzten 15 Jahren bis Ende Dezember 2019 pro Jahr 7,5% abgeworfen hat.

Wer in dieser Zeit auch nur die vierzig besten Handelstage verpasst hätte, der hätte jährlich 2,5% Rendite verloren.

Es lohnt sich, an liquiden Vermögenswerten festzuhalten. Illiquide Vermögenswerte sollten Anleger nur dann in Betracht ziehen, wenn sie Volatilität vermeiden wollen und in den kommenden acht Jahren nicht auf Liquidität angewiesen sind.

 

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