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Aufregende Zeiten: Berichtssaison Q3 2022

Marktanalyse 17.11.2022

BLICK AUF DIE FINANZMÄRKTE

17.11.2022

 

Prof. Dr. Jan Viebig Global Co-CIO ODDO BHF

 

 

"Der Monat Oktober 2022 zeigt wieder: Die langfristig hohe Performance von Aktien hängt maßgeblich von wenigen Tagen, Wochen und Monaten ab."

 

Eine gute Nachricht vorab: Trotz hoher Inflation und Rezessionssorgen ist der MSCI World Net Total Return Index (in US-Dollar) im Oktober 2022 um 7,2% und der S&P 500 (in US-Dollar) um 8,0% gestiegen. Der MSCI World umfasst 1.511 Einzelwerte und gibt einen guten Überblick über die Entwicklung an den globalen Aktienmärkten in 23 entwickelten Volkswirtschaften. Die Marktkapitalisierung der US-amerikanischen Aktien ist so groß, dass der US-Anteil im Index rund 70% beträgt.

Konzentrieren wir uns also auf die USA. Bis zum 4. November 2022 hatten 85% der im S&P 500 repräsentierten Unternehmen ihre Quartalsergebnisse vorgelegt. Laut Factset stiegen die Gewinne pro Aktie im Jahresvergleich um 2,2%. Das ist die niedrigste Wachstumsrate seit dem dritten Quartal 2020. Infolge des Angebotsschocks fällt die Nachfrage der Konsumenten zunehmend schwächer aus, da die hohe Inflation zu einer sinkenden Kaufkraft führt. Zudem haben die Federal Reserve und die EZB die Leitzinsen aufgrund der rekordhohen Inflation zuletzt kräftig angehoben. Höhere Zinsen werden zu einem Rückgang der Investitionen führen. In Europa liegt die Rezessionswahrscheinlichkeit bei ungefähr 85% und in den USA nunmehr bei rund 60%. Das bedeutet freilich immer noch, dass in den USA weiterhin eine 40%-Chance besteht, dass eine Rezession vermieden werden kann.

Einige Ergebnisse der „Big Tech“-Unternehmen in den USA sind im dritten Quartal 2022 überraschend schlecht ausgefallen. Beginnen wir mit Meta. Das Unternehmen leidet unter einem zunehmenden Wettbewerb durch innovative Video-Apps wie Tik Tok. Die Umsätze von Meta fielen um 4%. Der Markt sieht zudem CEO Mark Zuckerbergs hohe Investitionen in das Metaverse zunehmend kritisch.  Der Kurs der Aktie von Meta ist am 27. Oktober 2022 an einem Tag um 31,9% eingebrochen. Als Qualitätsinvestoren halten wir Meta im ODDO BHF TRUST nicht. Aber auch an Unternehmen höherer Qualität geht der Angebotsschock nicht spurlos vorüber. Bei Alphabet stiegen die Umsätze im dritten Quartal zwar noch um 6% im Jahresvergleich. Das Wachstum lässt aber deutlich nach. Der zentrale Grund dafür ist laut CEO Sundar Pichai der Rückgang im Anzeigengeschäft. 

Microsoft verdiente erstmals mehr als die Hälfte seiner Umsätze im Cloud-Geschäft. Das Unternehmen warnte jedoch, dass das hohe Wachstum in der Cloud-Sparte Azure zurückgeht, aber immer noch 37% statt zuvor 42% betragen soll. Zudem brachen die Umsätze aus dem Verkauf von Software an PC-Hersteller um 15% ein. Das Analysehaus Gartner erwartet, dass die PC-Verkäufe um über 19% zurückgehen. Für uns hat dies klare Konsequenzen: In unseren Polarisfonds ist das Gewicht der „BigTech“-Titel – Apple, Amazon, Microsoft, Alphabet, Meta – derzeit deutlich geringer als im marktbreiten MSCI World Index. Wir erwarten, dass insbesondere das Anzeigengeschäft auch im vierten Quartal schwach ausfallen wird. In einer Phase niedrigen Wachstums müssen Unternehmen sparen. Und wo sparen sie zuerst: Im Marketing und bei Anzeigen.

Auch bei Banken bleiben wir vorsichtig. Diese leiden momentan unter einer Schwäche im Beratungsgeschäft bei Fusionen und Übernahmen (M&A) und wieder steigenden Rückstellungen für faule Kredite. Bei Goldman Sachs, JP Morgan und Morgan Stanley etwa sind die Provisionseinnahmen aus dem M&A-Geschäft im dritten Quartal um -41%, -31% und -46% zurückgegangen. Auch das hat Konsequenzen für unsere Investmententscheidungen: Wir konzentrieren uns im Finanzbereich seit längerem auf Versicherungen. Wenn wir Banken kaufen, dann kaufen wir nur solche, die von steigenden Zinsmargen profitieren und weniger unter fallenden Provisionseinnahmen leiden. Die Selektion der richtigen Titel ist auch hier entscheidend.

Eine weitere zentrale Erkenntnis der Berichtssaison ist, dass die Gewinnmargen – außerhalb des Energiesektors – in den USA deutlich fallen. In den USA belastet der starke Dollar zudem die Unternehmensergebnisse. Wir haben daher im Global Investment Committee der ODDO BHF Gruppe unseren Ausblick für amerikanische Aktien gesenkt und den für europäische Aktien angehoben. Für Aktien in Europa spricht auch deren niedrigere Bewertung: Während Aktien in den USA gemessen am Kurs-/Buchwert, dem Shiller Kurs/Gewinn-Verhältnis und anderen Bewertungsmaßstäben weiter oberhalb ihrer langfristigen Durchschnitte handeln, notieren europäische Aktien bereits wieder unterhalb ihrer langfristigen Bewertungsniveaus.

Aktien sind gemessen am MSCI World Net Total Return Index (in US-Dollar) seit 1969 – bei hoher Volatilität und hohem Risiko – im Durchschnitt um über 10% pro Jahr gestiegen (siehe Graphik 1). Der Monat Oktober 2022 zeigt wieder: Die langfristig hohe Performance von Aktien hängt maßgeblich von wenigen Tagen, Wochen und Monaten ab. Ja, die Zeiten sind aufregend, aber der folgende Rat hat Bestand:  Langfristig denkende Anleger sollten auch weiterhin Aktien in ihren Portfolios nicht zu gering gewichten.

 

 

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